Veranstaltung

Eine alte Hütte erwacht zu neuem Leben: Tage der offenen Tür mit kleiner traditioneller Sommerwirtschaft in der Schutzhütte in den Reinsbergen

Sie liegt oberhalb von Reinsfeld zwischen alten Buchen, direkt am Wanderweg „Von Bach zu Goethe“ – die „Schutzhütte“. 1911 wurde die ehemalige Sommerwirtschaft von Gastwirt Reinhold Linse erbaut und seither von zahlreichen Wanderern zur geselligen Einkehr genutzt. Denn nicht nur der reizvolle Ausblick auf das malerische Wipfratal, sondern auch die hausgemachten Speisen machten die kleine Waldhütte mit den roten Backsteinen und grünen Fensterläden schon frühzeitig zu einem beliebten Ausflugsziel.

Besonders an Pfingsten herrschte dort Hochbetrieb. Bratwürste, belegte Brote, Kuchen, Kaffee, Brause – das Angebot ließ keine Wünsche offen. Doch was so selbstverständlich aussah, bedeutete für die Wirtsleute zum Teil Schwerstarbeit. Mit Pferd und Wagen wurden Essen und Zubehör zu der etwa drei Kilometer waldeinwärts befindlichen Hütte geschleppt. Reinhold Linse selber war meist mit Tragekorb auf dem kürzesten, dafür steilsten Weg unterwegs. An seiner Seite: sein treuer Schäferhund mit Geschirr zum Ziehen. „Ich habe immer Klöße, Fleisch und Soße in Blechkübeln hochgetragen“, erinnerte sich seine 75-jährige Enkelin, Lisbeth Bruhs, an die gut besuchten Feste in ihrer Kindheit. Geschlachtet wurde im Dorf, manchmal zwei Schweine. Sobald die Würste oben ausgingen, ertönte eine Trompete als Signal und unten wurde für Nachschub gesorgt. Auch wuchtige Wasserfässer wurden auf den Berg transportiert. Denn bis heute gibt es weder einen Wasser- noch einen Stromanschluss in der Schutzhütte.

Für den Kulturverein Reinsfeld stellte dies jedoch kein Hindernis dar, die alte Tradition 2008 mit viel Mühe und Engagement wiederzubeleben. 1956 war die Schutzhütte verkauft und lange Zeit für andere Zwecke genutzt worden. Jetzt ist wieder Leben eingekehrt: „Mit dem Pfingsttreffen können sich die Reinsfelder Bürger einfach identifizieren“, freut sich Vereinsvorsitzender Matthias Müller über die stets tatkräftige Unterstützung und große Resonanz. So wurde 2011 auch das 100-jährige Bestehen der Schutzhütte in stimmungsvoller Atmosphäre gefeiert. Mit einer Bilderausstellung, Jagdhornbläsern, Basteltischen und einem Luftballonwettbewerb war viel geboten für Jung und Alt. Und die 20, 30 Kuchen, die von den Reinsfelder Frauen mit Liebe gebacken werden, sind jedes Jahr der Renner. Mit dem Verkauf der Hütte 2018 an die Gemeinde Wipfratal und die Übernahme der Hütte durch die Stadt Arnstadt im Jahr 2020 begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten, um die Hütte für Jedermann wieder nutzbar zu machen. Ein Unterstand mit Sitzgelegenheiten und ein Waldkino mit einem herrlichen Blick in das Wipfratal komplettiert seit 2022 den Bereich um die Schutzhütte und lädt Wanderer zum Verweilen ein.

… für Einblicke in die Hütte lädt der Kulturverein Reinsfeld e. V. am 29. Juni 2025 sowie 3. August 2025, jeweils ab 11 Uhr zum Tag der offenen Tür auf die Schutzhütte in den Reinsbergen ein. Neben Gesprächen und Informationen zur Hütte und Vermietung gibt es nach Art einer traditionellen Sommerbewirtschaftung ein kleines Getränke- und Speisenangebot.