Bilanz der Bürgerveranstaltung Kommunale Wärmeplanung in Arnstadt: Erste Ergebnisse vorgestellt
Am 2. September 2025 fand im Rathaussaal eine öffentliche Informationsveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung statt. Rund 40 Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, sich über Ziele, Vorgehensweise und erste Ergebnisse des Prozesses zu informieren und mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen.
Einführung und gesetzlicher Rahmen
Nach der Begrüßung durch den Ersten Beigeordneten Stefan Fricke machte dieser deutlich, dass die kommunale Wärmeplanung ein zentrales Instrument für eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045 sei – zugleich aber auch eine große finanzielle und planerische Herausforderung. „Wir brauchen eine klare Strategie, die uns zeigt, wie wir die Wärmewende in Arnstadt Schritt für Schritt umsetzen können“, so Fricke.
Anschließend stellte Miklós Szatmári, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Umwelt, den gesetzlichen Rahmen vor. In der ersten Jahreshälfte 2026 soll der Wärmeplan durch den Stadtrat beschlossen werden. Mit der fachlichen Erarbeitung ist die Kommunalentwicklung Mitteldeutschland GmbH beauftragt. Szatmári betonte: „Mit der kommunalen Wärmeplanung übernehmen wir als Stadt Verantwortung für die langfristige Energieversorgung. Sie ist die Grundlage, um die weitere Strategieentwicklung mit einer verlässlichen Datenbasis durchzuführen.“
Charakter und Ziel der Wärmeplanung
Projektleiterin Annekatrin Duch (Kommunalentwicklung Mitteldeutschland GmbH) präsentierte die bisherigen Arbeitsschritte. Sie erläuterte, dass die kommunale Wärmeplanung eine strategische Fachplanung ist. Sie enthält keine rechtlich bindenden Vorgaben, sondern gibt Orientierung für Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Der Plan wird alle fünf Jahre fortgeschrieben und Schritt für Schritt an neue Entwicklungen angepasst. Ziel ist eine weitgehend klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045. Dafür soll der Endenergieverbrauch gesenkt, erneuerbare Energien stärker genutzt und fossile Energien nach und nach ersetzt werden.
Bestandsaufnahme und Potenziale
Im Rahmen der Bestandsanalyse wurden folgende Bereiche untersucht und erfasst: die bestehende Gebäudestruktur, die Wärmeliniendichte im Stadtgebiet, die bestehende Energieversorgungsstruktur mit dem daraus resultierenden Endenergieverbrauch inklusive Treibhausgasemissionen sowie Potenziale in den Bereichen: Biomasse, Solarthermie, Geothermie, Abwärme und Abwasser.
Die bisherigen Analysen erfassen mehr als 14.000 Gebäude im Stadtgebiet, davon rund 77 Prozent Wohnhäuser, 20 Prozent Wirtschafts- und Gewerbeeinheiten sowie drei Prozent öffentliche Gebäude. Aus der Energie- und Treibhausgasbilanzierung für das Jahr 2022, ergibt sich für die Gebäude im Stadtgebiet ein stationärer Endenergieverbrauch in Höhe von 515.543MWh und daraus resultierende Treibhausgasemissionen in Höhe von 162.738t CO₂-Äquivalent. Der wichtigste Energieträger in Arnstadt ist Erdgas hiermit werden ca. 60% des derzeitigen stationären Endenergieverbrauchs gedeckt.
Zukünftige Versorgung
Ausgehend von der Bestandsanalyse wurden Prognosen und Szenarien erstellt, wie sich die Wärmeversorgung in Arnstadt zukünftig entwickeln könnte. Im Rahmen der Prognose wurde das Stadtgebiet in folgende „Gebietstypen“ eingeteilt: Wärmenetzbestandsgebiet, Wärmenetzgebiet mittelfristig, Wärmenetzgebiet langfristig, Gebiet mit dezentraler Versorgung und in Prüfgebiete. Außerdem wurde ein Szenario entwickelt welches einen Weg zu einer nahezu klimaneutralen Wärmeversorgung bis zum Jahr 2045 aufzeigt.
Hier sei nochmal der wichtige Hinweis gegeben, aus der kommunalen Wärmeplanung ergeben sich keine direkten Rechtsfolgen. Es handelt sich um eine technische Fachplanung, die Entwicklung der Prognosen und Szenarien sowie die Gebietseinteilung erfolgten nach aktuellem Stand der Technik. Zukünftige Änderungen werden im Rahmen der fünfjährig stattfindenden Fortschreibung der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigt.
Beratung für Bürger
Im zweiten Teil der Veranstaltung sprach Steffen Lier von der Verbraucherzentrale Thüringen. Er projektiert seit über 30 Jahren Heizungsanlagen und berät im Auftrag der Verbraucherzentrale. In Arnstadt und Ilmenau bietet er kostenfreie Beratungen an – telefonisch, online oder in Terminen vor Ort. Themen sind unter anderem Heizungsoptimierung, Strom- und Energieeinsparung, Schimmelvermeidung und Anbieterwechsel.
Unter folgenden Links gibt es weiterführende Informationen zum Angebot der Verbraucherschutzzentrale Thüringen:
https://www.vzth.de/beratungsstellen/arnstadt-energieberatung
Die Stadtwerke Arnstadt als wichtigster Energieversorger in Arnstadt waren ebenso anwesend und beantworteten detailliert, die Rückfragen der anwesenden Bürgerschaft.
Ausblick
Bis Ende des Jahres wird die Wärmeplanung mit allen Daten, Fakten und Karten abgeschlossen und anschließend für die Bürgerinnen und Bürger zugänglich sein. Die Diskussion in der Veranstaltung zeigte: Die Wärmewende ist für Arnstadt eine große planerische und finanzielle Herausforderung – zugleich aber auch eine Chance für eine klimafreundliche und zukunftssichere Energieversorgung.
Die an diesem Abend gezeigte Präsentation der KEM Kommunalentwicklung Mitteldeutschland GmbH | Kommunale Wärmeplanung Arnstadt finden Sie hier.
Ziele bis 2028
Zur Erreichung des nationalen Klimaschutzziels der „Treibhausgasneutralität bis 2045“ spielt die allgemeine Wärmewende – als große und vor allem notwendige Herausforderung – eine entscheidende Rolle. Ein bedeutender Baustein der Wärmewende ist die sogenannte kommunale Wärmeplanung (KWP). Diese dient den Kommunen als wichtige Orientierungs- und Planungshilfe bei zukünftigen strategischen und allgemein energetischen Entscheidungen der Stadtentwicklung unter Berücksichtigung und Einbeziehung der lokalen Gegebenheiten.
Bis zum Ende des zweiten Quartals 2028 müssen Kommunen einen solchen Wärmeplan erstellen. Den übergeordneten Rahmen hierfür bildet das „Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze“, welches am 01.01.2024 in Kraft getreten ist. Hieraus ergibt sich die rechtliche Verpflichtung der Bundesländer, auf ihrem Hoheitsgebiet Wärmepläne zu erstellen.
Bundes-Wärmeplanungsgesetz (WPG)
Die entsprechende landesgesetzliche Regelung wurde mit dem Ausführungsgesetz zum Wärmeplanungsgesetz (ThürWPGAG) geschaffen. In Thüringen sind somit die Gemeinden die planungsverantwortliche Stelle und nehmen die Aufgabe im übertragenen Wirkungskreis wahr. In der ersten Jahreshälfte 2026 soll der Wärmeplan durch den Stadtrat beschlossen werden.
Landesrechtliche Regelung WPG.
Die Wärmeplanung ist eine rechtlich unverbindliche, strategische Fachplanung, deren Ergebnisse nicht verpflichtend sind, sondern vielmehr einen empfehlenden und informativen Charakter besitzen. Individuelle Einzellösungen oder konkrete Empfehlungen für den Einsatz bestimmter Technologien oder Energieträger sind kein Bestandteil des kommunalen Wärmeplans.
Im Allgemeinen zielt die kommunale Wärmeplanung darauf ab, den Grundstein für die Umstellung der Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien zu legen. Neben regenerativen Energiequellen (Erdwärme, Solarenergie, Windenergie, Biomasse) werden auch die Potenziale zur Nutzung von Abwärme und zur Steigerung der Energieeffizienz untersucht. Der kommunale Wärmeplan zeigt dabei schrittweise den Weg zur Umstellung auf, untersucht verschiedene Szenarien und entwickelt konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung. Es werden einerseits die Gebiete identifiziert, die perspektivisch mit Fernwärme oder Wasserstoff versorgt werden können, andererseits die Regionen definiert, in denen dezentrale Lösungen zum Einsatz kommen sollen.
Die kommunale Wärmeplanung muss als langfristiger Prozess verstanden werden, der in den kommenden Jahren regelmäßig evaluiert und den zukünftigen Entwicklungen und Gegebenheiten angepasst werden muss, mit dem Ziel perspektivisch eine weitgehend klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen.
Die Erstaufstellung der Arnstädter kommunalen Wärmeplanung wird im Erarbeitungsprozess insgesamt vier Planungsphasen:
1) Bestandsaufnahme
2) Potentialanalyse
3) Szenarien & Entwicklungspfade
4) Strategien & Maßnahmenkatalog durchlaufen.
Beteiligung
Während der oben genannten vier Planungsphasen zur Erarbeitung der kommunalen Wärmeplanung werden alle betroffenen Verwaltungseinheiten und potentiell relevanten Akteure (Energieversorger, Energieproduzenten, Netzbetreiber, Wohnungswirtschaft, Unternehmen, etc.) beteiligt (vgl. Grafik). Dieser Prozess wird von der Stadtverwaltung und einem beauftragten Planungsbüro fachlich begleitet und gesteuert.
Bürgerdialog Energie
Bereits beim zweiten „Bürgerdialog Energie“ der Stadt Arnstadt am 22. Februar 2024 gaben Bürgermeister Frank Spilling, Nicole Preiß (Geschäftsführerin der Stadtwerke Arnstadt Netz GmbH & Co. KG), Friedrich Reinhard Wilke (Geschäftsführer der Stadtwerke Arnstadt GmbH) und Detlef Möller (Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Arnstadt mbH) interessierten und engagierten Bürgern ein Forum, um Informationen, Wissen und Erkenntnisse zur kommunalen Wärmeplanung auszutauschen und um konkrete Rückfragen zum Prozessablauf zu stellen.
Im dritten Quartal 2025 soll eine Informationsveranstaltung für Bürger stattfinden, bei welcher der aktuelle Stand der kommunalen Wärmeplanung der Stadt Arnstadt vorgestellt wird und die Fragen aller Interessierten beantwortet werden. Die Möglichkeit zur vorzeitigen Einreichung der Fragen wird rechtzeitig vor der Veranstaltung auf der Website der Stadt Arnstadt und im Amtsblatt bekannt gegeben.
Begleitende Schritte
Parallel zu den notwendigen technischen Analysen und den intensiven Akteursbeteiligungen liegt das Hauptaugenwerkt darauf, das Thema kommunale Wärmeplanung dauerhaft in der Stadt Arnstadt konzeptionell und praxisorientiert zu verankern und darüber hinaus die Aktualität und Wirkung der Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen (Monitoring und Evaluation). Die kommunale Wärmeplanung ist im Fünf-Jahres-Turnus zu überprüfen und bei Bedarf fortzuschreiben.
Beratung und Unterstützung für Gebäudeeigentümer
Die Verbraucherzentrale Thüringen bietet eine kostenfreie, produkt- und firmenneutrale Beratung zu Themen wie:
- Energiesparen und Heizkostenreduzierung,
- Heizungsoptimierung und Wärmedämmung,
- Nutzung erneuerbarer Energien,
- Fördermöglichkeiten für Sanierungen.
Weitere Informationen zur Energieberatung in Arnstadt finden Sie auf der Website der Verbraucherzentrale Thüringen.
Die Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA) unterstützt Gebäudeeigentümer mit weiterführenden Informationen und praktischen Tools, darunter:
- Der Solarrechner Thüringen: Zur Abschätzung von Solarenergiepotenzialen der eigenen Dachflächen.
- Sowie das Wissensportal Wärmepumpe: Mit umfassenden Informationen und einer ersten Einschätzung, ob eine Wärmepumpe für das eigene Gebäude geeignet ist.
Was bedeutet die kommunale Wärmeplanung für mich als Bürgerin und Bürger?
Hinweise zur Finanzierung
Kurzbeschreibung | Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung für die Stadt Arnstadt und ihrer 17 Ortsteile |
Förderkennzeichen | 67K26589 |
Projektlaufzeit | 1. Januar 2024 - 31. Dezember 2025 |
Finanzierung | Die „Erstellung der kommunalen Wärmeplanung für die Stadt Arnstadt“ wird im Rahmen der Kommunalrichtlinie des Bundes zu 70 Prozent gefördert und zusätzlich aus Landesmitteln finanziert. |
Projektträger | Zukunft-Umwelt-Gesellschaft gGmbH (ZUG) |
Nationale Klimaschutzinitiative
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Weiterführende Links:
https://www.klimaschutz.de/de
https://www.z-u-g.org/
